Kirchengemeinde und Caritas luden ein – über 1200 sind dabei

Die Podiumsdiskussion mit den Bundestagskandidaten für die Schüler der weitführenden Schulen am vergangenen Donnerstag fand sehr guten Anklang.

Es sei wichtig, andere Meinungen auszuhalten, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zum Schluss der Podiumsdiskussion am Donnerstagnachmittag in der Stadthalle in Ahaus. „Das haben wir heute ganz gut hingekriegt.“ Zuvor hatte sich der CDU-Bundestagskandidat im Wahlkreis Steinfurt I – Borken I mit seinen Mitbewerbern Alexandra Schoo (Grüne), Sarah Lahrkamp (SPD) sowie Karlheinz Busen (FDP), der in Vertretung von Alexander Brockmeier teilnahm, gut 90 Minuten den Fragen von jungen Ahausern gestellt. 

250 Schüler waren bei der Veranstaltung der Gemeindecaritas und der Kirchengemeinde St. Marien Ahaus vor Ort dabei. Zudem wurde die Diskussionsrunde live auf Facebook gestreamt, wo live oder nachträglich mittlerweile schon über 950 Personen zugeschaut haben.

Im Vorprogramm gab es statt drögem Unterricht Musik von der Ahauser Band „Scheinbreit“. Die Musiker, ehemalige Schüler des Alexander-Hegius-Gymnasiums (AHG), sorgten für rockige Klänge.

Christel Mers (Gemeindecaritas) stellte die „Spielregeln“ für eine faire Diskussion vor, und musste auch einige Bitten des Bundeskriminalamtes (BKA Berlin) weiter geben: Aufgrund des Personenschutzes des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn konnte das Publikum erst nach dem Podium den Saal verlassen.


„Da kann man sehen, was mit Abitur alles möglich ist“, sagte Bürgermeisterin Karola Voß und meinte das überhaupt nicht despektierlich, auch wenn es wohl bei dem ein oder anderen so angekommen war. Sie warb bei den jungen Ahausern dafür, am 26. September wählen zu gehen. Auch in der Lokalpolitik sei ein Engagement möglich. „Wir brauchen die Stimmen von jungen Menschen.“

Das Grußwort von Landrat Dr. Kai Zwicker wurde per Video eingespielt. „Es ist wichtig, dass junge Menschen die Politiker befragen können“, erklärte er und wünschte eine informative Veranstaltung.  Die ersten Informationen gab es von Christel Mers von der Gemeindecaritas. Sie wies auf die in der Stadthalle geltenden Corona-Bestimmungen hin.

Moderator Aidan Ellerkamp aus Stadtlohn fungierte am Donnerstag als Stimme der Jugend. Der Schüler am AHG ließ sich vor dem Gang zur Bühne schnell noch von Jens Spahn ein paar Karten signieren. Eine Ehre, die den drei anderen Kandidaten nicht zuteil wurde.

Zum Auftakt der Diskussion sollten die Politiker erklären, warum die Jugend die jeweilige Partei am 26. September wählen sollte. Alexandra Schoo (Grüne): „Wir haben zukunftsweisende Konzepte, um Deutschland auf den 1,5-Grad-Pfad zu bringen.“ Sarah Lahrkamp (SPD): „Wir haben ein Gesamtkonzept aus Klimaschutz, wirtschaftlicher Stabilität und sozialer Gerechtigkeit.“ Karlheinz Busen (FDP): „Wir setzen auf Forschung, Technologie und Ingenieurskunst. Da sind junge Leute gefragt.“ Christdemokrat Jens Spahn sinnierte beim Blick ins junge Publikum erst einmal, dass er mal der jüngste Abgeordnete im Deutschen Bundestag war. „Die Zeiten sind auch vorbeigegangen.“ Der gebürtige Ottensteiner sprach bei seinem „Heimspiel“ davon, dass die CDU dafür antrete, dass Deutschland auch in 20 Jahren ein wirtschaftlich starkes Land sei und in Frieden mit seinen Nachbarn lebe.

Schon im Vorfeld konnten Interessierte ihre Fragen auf Karten schreiben, und diese wurden dann vom Moderator Aidan Ellerkamp an die Kandidat:innen weitergeleitet.

In die Tiefe ging es in der anschließenden Fragerunde. Zum Auftakt war gleich Expertenwissen gefragt: „Wie stehen Sie zum Antibiotikaverbot für Haustiere?“  Das sei aber eine sehr spezielle Frage, sagte Jens Spahn. Die Replik von Aidan Ellerkamp: „Wir haben sehr spezielle Menschen.“ Eine Antwort auf die Antibiotikafrage blieb keiner der Kandidaten schuldig.

Weiter zum nächsten Thema. „Nicht jeder Inder kann sich ein E-Auto leisten.“ Das war eine der Antworten von Karlheinz Busen auf die Fragen zur Klimakrise. „Wir alle wissen, dass wir in Deutschland das Klima alleine nicht retten können. Das geht nur weltweit.“ Jens Spahn hielt Alexandra Schoo vor, dass für die Grünen nichts anderes als das Klima und Erneuerbare Energien zählen würden. Spahn: „Sie reden viel davon, wir haben in den letzten Jahren ziemlich viel gemacht.“

Sie habe sich mit ihm schon über viele andere Themen unterhalten, erwiderte Alexandra Schoo. Gleichwohl seien Erneuerbare Energien die Zukunft. Mit Verweis auf die Produktion von Batterien für E-Autos sagte die Grüne, dass es gelte, in Europa die Wertschöpfung zu verbessern. Die Talkrunde mit den vier Kandidaten entwickelte sich mitunter zu einem Rededuell zwischen Spahn und Schoo. Sarah Lahrkamp und Karlheinz Busen mühten sich redlich. „Wir werden viel in den Öffentlichen Personennahverkehr investieren müssen“, erklärte die Sozialdemokratin zum Thema Mobilität. „Aber wir können auf das Auto nicht verzichten.“ Jens Spahn nahm die deutsche Automobilindustrie in Schutz. „Sie stellt auf E-Mobilität um und trotzdem gibt es jeden Tag Protest.“

Ob es richtig sei, die Benachteiligung der Frau mit der Benachteiligung des Mannes zu bekämpfen, wollte ein Fragesteller zum Thema Gleichstellung wissen. „Frauen sind immer noch der größte diskriminierte Teil der Gesellschaft“, griff Alexandra Schoo die Frage auf. „Frauenquoten sind wichtig“, antwortete Sarah Lahrkamp. „Die Frage ist, ob die Quote immer fair ist“, erklärte Jens Spahn.

Applaus brandete ausnahmsweise nicht bei einer Antwort, sondern bei einer Frage auf. Es ging um die Legalisierung von Cannabis und die Positionen der Parteien dazu. „Es ist wichtig, Cannabis zu legalisieren“, antwortete die Grünen-Kandidatin Alexandra Schoo. „Neben dem Klimawandel ist Cannabis die Frage.“ Gesundheitsminister Spahn erklärte, er sei noch in der Abwägung. Sein Statement: „Jesus hat Wasser zu Wein gemacht und nicht Gras zu Schwarzem Afghanen.“ Freidemokrat Karlheinz Busen: „Ich habe noch keinen gesehen, der aufgrund von Cannabiskonsum abgedriftet ist.“ Vorstellbar sei eine Freigrenze von zehn Gramm für den persönlichen Gebrauch. Sozialdemokratin Sarah Lahrkamp sprach sich dafür aus, den Besitz von Cannabis zu entkriminalisieren, verbunden mit einer stärkeren Suchtprävention.

Technische Unterstützung bekam die Veranstaltung von  audiokonzept aus Ahaus, durch unseren Verwaltungsreferenten, Marc Klein Günnewick, sowie durch viele ehrenamtliche Helfer und Helferinnen im Hintergrund.