Partnerschaft vertieft

Monika Schmiemann-Witsken berichtete von ihrem Besuch in Nova Iguaçu in Brasilien.

Zahlreiche Zuhörerinnen und Zuhörer aus der Gemeinde St. Marien Ahaus waren der Einladung des Arbeitskreises Nova Iguaçu gefolgt. Sie alle waren daran interessiert, Neues aus der Partnergemeinde zu erfahren und folgten aufmerksam den Ausführungen von Monika Schmiemann-Witsken. Diese berichtete - unterlegt mit vielen Bildern und kleinen Videos - anschaulich von ihren Begegnungen und Erlebnissen dort.

Vorweg sei angemerkt, dass dies bereits ihr dritter Besuch in der Partnergemeinde Herz Jesu war, wo sie mit großer Herzlichkeit und Wiedersehensfreude begrüßt wurde. Ihr Eindruck war, und vieler ihrer Gesprächsteilnehmer äußerten ebenso die Auffassung, dass die Lage in dem südamerikanischen Land sich in den letzten Jahren verschlechtert habe. Ursachen sind die Corona-Pandemie, Unwetter und nicht zuletzt die Politik der Regierung Bolsonaro.

Zur Herz-Jesu-Gemeinde hat sich ein guter Kontakt über den Sprecher des Pfarrgemeinderates Alberto etabliert. Da die Pfarrer jeweils nur vier Jahre in einer Gemeinde bleiben, ist es umso wichtiger, die Beziehungen zu verantwortlichen Laien in der Gemeinde zu pflegen.  Durch Pfarrer Milton, Alberto und andere Ehrenamtliche erfuhr der Gast aus Ahaus von der vielfältigen sozialen Arbeit in der Gemeinde, sei es die monatliche Essensausgabe für rund 130 Obdachlose oder die regelmäßige Unterstützung mit Nahrungsmittelpaketen und bei Bedarf Kleiderspenden an als besonders bedürftig registrierte Familien. Auch die großzügige Spende vom Handarbeitskreis der Mariengemeinde in Ahaus kommt den Menschen vor Ort zugute, wenngleich der dortige Mütterclub aus Alters- und Krankheitsgründen nicht mehr existiert. Aber das Herstellen von Kleidung für Bedürftige gibt es nach wie vor. Es wird durch Frauen aus mehreren Gemeinden sichergestellt.

Eine wichtige und seit Jahren stabile Grundlage für die Arbeit in Nova Iguaçu stellt die Verbindung zu AVICRES dar, der Nicht-Regierungs-Organisation, die der Paderborner Religionspädagoge Johannes Niggemeier 1991 gründete. Schon ein Jahr später entstand die deutsche Partnerorganisation, die im Paderborner Raum fest verwurzelt ist, aber auch im Bistum Münster zahlreiche Förderer hat. Der derzeitige Vorsitzende der deutschen Avicres, Franz-Thomas Sonka, ist Münsteraner.

AVICRES unterhält derzeit in Nova Iguaçu fünf Einrichtungen für Kinder und Jugendliche und engagiert sich darüber hinaus in zahlreichen Projekten, in Kooperation mit den örtlichen Behörden und Religionsgemeinschaften. Für Ahaus ist die Crêche, eine Kindertagesstätte, von besonderer Bedeutung, weil sie aus den Initiativen der ersten Jahre der Partnerschaft hervorging, bevor sie in die Hände der AVICRES überging. Durch ein Gespräch mit deren Leiterin, Eliane, erfuhr Frau Schmiemann sehr viel über die Situation der Kinder, die diese Einrichtung besuchen. Derzeit sind 77 Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren eingeschrieben, die in drei Gruppen betreut werden. Viele von ihnen leben bei nur einem Elternteil oder auch anderen Personen und haben schon viel Gewalt und Kriminalität erlebt. In der Crêche erfahren sie Zuwendung und Nähe; sie werden pädagogisch und psychologisch betreut. Gemäß dem Motto „Wer Hunger hat, kann nicht warten“, erhalten alle Kinder jeden Tag wenigstens eine warme Mahlzeit, weil dies in den Familien nicht immer gewährleistet ist.

Besondere Aufmerksamkeit erregten sowohl am Tag des Besuches vor Ort im November wie auch bei der Präsentation dieser Tage in der Mariengemeinde die mit neuen Geräten ausgestattete Spielfläche auf der Terrasse der Kita. Die Anschaffung wurde möglich durch das private Engagement des Ehepaares Balik aus Ahaus, das der Einladung zum Vortragsabend gefolgt war. Herr Balik hatte im Jahr 2021 den Gedanken, etwas für benachteiligte Menschen zu tun. So kam er auf die Idee, bei einem Extrem-Langstreckenlauf über 100 Kilometer mitzumachen und dafür um Sponsoren zu werben.  Das gelang ihm und seiner Frau derart erfolgreich, dass schließlich - nach vielen Trainingsläufen - 10.100 Euro für den guten Zweck zusammenkamen. Dieses Geld und die dafür erhaltene Medaille spendete er für die Arbeit in der Crêche. Ein kleines Video zeigte die durch diese Aktion ausgelöste Freude der Kinder, die mit großer Begeisterung die neuen Geräte ‚eroberten‘. Herrn Balik wurde für sein Engagement ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Natürlich kann nicht jeder eine solch große Aktion durchführen, aber auch jede kleine Spende bedeutet, zusammen mit anderen Spenden, eine entscheidende Hilfe für Kinder und Familien in Nova Iguaçu.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Monika Schmiemann durch ihren anschaulichen Vortrag an diesem Abend eine Vielzahl an interessanten Informationen vermittelte, durch die sie den Hörerinnen und Hörern die bestehende Partnerschaft mit den dort lebenden Menschen und Einrichtungen wieder nahebrachte und verdeutlichte, wie sehr diese auch weiterhin auf unsere tatkräftige Hilfe angewiesen sind - sei es in finanzieller Hinsicht oder auch in der Form des Gebetes füreinander. 

 

(MBü)